Ich leite eine Musikschule und habe in dieser unter Anderem ein Yamaha CLP-775 stehen. Da die beiden E-Pianos allerdings preislich Welten trennen, möchte ich hier keine Vergleiche ziehen. Das Celviano habe ich als Home Piano fürs Wohnzimmer und zum Üben für meine Tochter angeschafft. Das gesamte Piano wirkt, trotz seines vergleichsweise geringen Gewichts, sehr robust und sieht wertig aus. Der Aufbau lief mittels der beiliegenden Aufbauanleitung problemlos, ich empfehle allerdings eine zweite Person, da die eigentliche Piano-Einheit ziemlich schwer für einen alleine ist. Die Kunststoff-Füße fallen mir hier als einziger Punkt negativ auf, das hat aber auf die Stabilität keine Auswirkung, da es sich nur um eine Abdeckung für die eigentlichen Metall-Füße handelt. Der Rest ist aus Holz (beschichtete Spanplatte) und wirkt durch die Dekorfolie (bei mir in weiß) sehr edel.
Die Pedale haben Anfangs etwas beim Betätigen geknackst, das hat sich aber nach Feinjustierung des darunter angebrachten Stützfußes schnell erledigt. Zur Klaviatur: Die Ivory Touch Tastatur fühlt sich an wie ganz leicht satiniert – das ist Anfangs etwas ungewohnt wenn man Standard-Klaviertasten gewohnt ist, nach kurzer Zeit empfand ich das aber als sehr angenehm. Die skalierte Hammer-Mechanik fühlt sich authentisch an und vermittelt ein für mich sehr gutes Spielgefühl. An dieser Stelle möchte ich doch einen Vergleich zum Yamaha ziehen, denn das Spiel-Feeling auf dem Celviano gefällt mir tatsächlich etwas besser als beim deutlich teureren Mitbewerber. Klappern oder Klackern tut hier nichts.
Die Funktionen habe ich als Technik-Freak zwar einmal alle durchgetestet, allerdings spielen sie für mich bzw. uns eigentlich keine Rolle, da wir das E-Piano wirklich „nur“ als Klavier nutzen, welches überwiegend Abends benutzt wird – daher aus Lautstärkegründen kein „richtiges“ Klavier. Die Sounds sind gut und an einen PC bzw. eine DAW angeschlossen würde das Celviano ebenfalls einen guten Job machen. Die MIDI-tauglichkeit habe ich allerdings nicht getestet.
Die verbauten Lautsprecher sind nicht überragend, aber für den Heimgebrauch durchaus ausreichend. Man kann jetzt über Basslastigkeit, mangelnde Mitten etc. diskutieren, allerdings bin ich der Meinung, dass der Sound über die Speaker für diese Preisklasse durchaus zufriedenstellend ist. Über angeschlossene Kopfhörer entfaltet sich der Klang dann durchaus brillant und sollte auch ambitionierte Klavierspieler weitestgehend überzeugen.
Zu meinem einzigen Kritikpunkt: Die Bedienung der Features wird bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich über eine Kombination von Funktionstaste- und Klaviertastatur vorgenommen. Allerdings ist nur ein Teil dieser Funktionen direkt über den Tasten vermerkt. Es gibt zwar einen mitgelieferten „Schaltplan“, in dem die Tastaturbelegungen vermerkt sind, doch trotz dieser Beschreibung braucht es einiges an Ausprobieren und Fantasie, um alles richtig eingestellt zu bekommen. Die gesamte Menüführung (wenn man es so nennen möchte), gestaltet sich sehr umständlich und nicht intuitiv. Casio gibt dazu an, dass zu viel Beschriftung der Optik des Pianos schaden würde. Es sind aber sowieso schon Bezeichnungen über den Tasten der mittleren Oktaven angebracht – da hätte es meiner Meinung nach auch über den restlichen Tasten nichts verschandelt. Wer aber nicht unbedingt permanent zwischen verschiedensten Sounds, Klangbeispielen und Lessons hin- und herspringen möchte/muss, wird über dieses Problem locker hinwegsehen können.
Fazit: Im Großen und Ganzen bin ich mit dem Celviano sehr zufrieden und würde es auch ohne Bedenken für den Klavierunterricht nutzen. Wer für den Heimgebrauch, als Klavierersatz für Mietwohnungen etc. ein E-Piano im mittleren Preisbereich sucht, wird mit diesem Casio nicht enttäuscht. Eine klare Kaufempfehlung von mir.