ALLGEMEIN:
Das fünfseitige NXT5 CELLO (in der Low F Version) von NS DESIGN heißt zwar "Cello", ist aber im Grunde eine neue Kreuzung aus mehreren Saiteninstrumenten. Cello, Gitarre und Bass sind hier auf faszinierende Weise verschmolzen. Das High E Instrument hat statt der fünften tiefen Saite eine zusätzliche hohe Saite und geht damit in Richtung Viola.
Der fehlende Korpus, die Beweglichkeit und das völlig andere Spielgefühl sind anfangs verwirrend. Wenn man sich aber darauf einlässt, ergeben sich unzählige Möglichkeiten.
KLANG/VERSTÄRKUNG:
Bevor man sich ans NXT5 setzt, sollte man sich Gedanken über die Verstärkung dieses Instrumentes machen. Es hat kaum Eigenklang und erwacht erst in Verbindung mit Vorverstärker, EQ und Amp (oder Combo) zum Leben.
Ein Kippschalter an der rechten Seite lässt zwei Klangfarben zu:
1. eher obertonreich, dünn, nasal, fast gambenartig (für viele Gitarreneffekte ein gutes Grundsignal)
2. voluminöser, dunkler, sehr cellosoundig und auf den tiefen Saiten gezupft extrem schön bassig!
Dann gibt es noch einen Regler für die Grundlautstärke und einen für den Bassbereich. Bei hoher Lautstärke lässt sich das Instrument sehr entspannt zupfen.
Rückkopplungen etc gibt es nicht und dadurch sind im Grunde alle möglichen Effektgeräte einsetzbar.
Durch die tiefe F-Saite wird das NXT5 auch zum Bass, was die Verstärkung kniffelig macht. Überhaupt liegt hierin die Problematik aber auch der Kick dieses Instrumentes. Die A und D-Saite klingen noch sehr nach Cello. Die G-Saite wird plötzlich etwas dünn, die C-Saite hat nicht den üblichen Cellokern, sondern das viel dumpfere Kontrabassvolumen, die tiefe F-Saite klingt vollends nach Bass. Der Übergang vom Cello zum Bass ist NS DESIGN relativ gut gelungen - hier sind aber individuelle Experimente mit Verstärkung und Amp nötig!
ANREGUNG: Ich benutze ein Mini-Mischpult (z.B. von MACKIE: vernünftige Vorverstärkung und EQ), an das ich eine Effektschleife (von Wah-Wah bis Octaver...) und eine Fullrangebox (für Höhe und Mitte = Cellotöne) und einen kleinen GALLIEN KRUEGER BASSCOMBO (für Basstöne) angeschlossen habe. Ja, das ist kostspielig. Aber es lohnt sich! Ein Gitarrenverstärker wird den Bass des NXT5 nicht wiedergeben und ein Bassverstärker macht in der Höhe nicht mit.
SPIELGEFÜHL:
Es gibt keinen Korpus, dafür aber etwa auf Höhe der vierten Lage eine winzige Markierung auf der Halsrückseite. Die ist allerdings mittig angebracht und mit dem Daumen schwer zu treffen. Auf dem Griffbrett gibt es dann noch Punktmarkierungen. Fand ich natürlich erst ehrenrührig! (Musste allerdings erkennen, dass ich die wirklich brauchte). Ich spiele das NXT5 mit Gurtsystem im Stehen, Sitzen, Laufen, Liegen... Dadurch ist sowieso alles anders.
Die Ansprache (gezupft oder gestrichen) ist sehr leicht. Hier helfen außerdem die Knöpfchen und Regler, um die gewünschte Spieltechnik zu featuren. Die Saitenlage ist eher flach (kann leicht verändert werden), dadurch kann auch die linke Hand wendig greifen. Der fehlende Korpus ermöglicht freieres Greifen.
FAZIT:
Gitarrenwerkstatt meets Geigenbauer. Wer einfach ein verstärktes Cello sucht ist hier nicht gut beraten. Mit etwas Geduld und Experimentierfreude wird das NXT5 (in der Low F Version) aber zu einem äußerst farbenreichen Instrument. Besonders im Band-Kontext (oder mit Loopstation) zeigen sich ungeahnte Möglichkeiten: Cellolinien, Fusionsounds, Verzerrtes, Singlenote-pickings, Basslinien... Von Rock über Funk bis Jazz und Experimental gehen dem unerschrockenen Musiker hier viele Türen auf.
Ich kann nur sagen: Hurra! Ein schönes Laster.