Vom Grundprinzip her absolut genial. Es vereint Audio Interface, Filter, Audio Monitor, Mixer und Control Pad in einem Gerät. Vieles davon macht es auch sehr gut.
Besonders die Funktion, mit der man einzelne Audiospuren für sich selbst über das Monitoring muten kann, ohne dass sie auch in der Ausgabe an den PC stummgestellt werden, fand ich sehr praktisch. Die Möglichkeiten durch die Smart Pads und Audiofilter haben ebenfalls überzeugt.
Leider gab es auch drei Punkte, die mir persönlich stark negativ aufgefallen sind und letztendlich dafür gesorgt haben, dass ich eine Rücksendung beantragt habe.
Der erste wäre das verspielte Potential beim Routing. Dass man beliebig viele Audiospuren über ein USB-Gerät steuern kann, hat Elgato mit dem Stream Deck schon längst gezeigt. Da ist es schon sehr verwunderlich, dass man mit dem deutlich teureren Rodecaster lediglich drei Spuren zur Auswahl hat, die über ein im Vergleich zum Stream Deck recht kompliziertes System erst zum Rodecaster umgeleitet und anschließend zurück übertragen werden müssen. Und das nur, weil es keine Integration mit dem bereits existierenden Rode Unify gibt. Dieser Punkt war mir bereits vor dem Kauf bewusst, ich hatte jedoch gehofft, dass mich das nicht all zu sehr stören würde.
Der nächste negative Punkt ist die Audioqualität. Bisher habe ich ein Rode NT USB Mini verwendet und immer wieder zwischen diesem und meiner Soundkarte (Asus Xonar Phoebus) umstecken müssen, da die Klangqualität am Kopfhörerausgang einfach nicht gut genug war. Beim Rodecaster hatte ich nun die Hoffnung, meine Soundkarte endlich stilllegen zu können. Dies war leider nicht der Fall. Die Klangqualität des Rodecaster Duo ist absolut unterirdisch. Alles klingt undetailliert und auf sehr engem Raum. Da bringt es auch nichts, dass man die Filter auch auf die digitalen Eingänge anwenden kann. Damit macht man es am Ende nur noch schlimmer. Bei einem Audio Gerät mit einer UVP von 599€ sollte man eigentlich erwarten können, dass anständige DAC verbaut sind, die an eine 10 Jahre alte 120€-Soundkarte ran kommen.
Der letzte Punkt, der auch das absolute K.O.-Kriterium darstellte, war die viel zu große Latenz im Monitoring. Beim Rodecaster wird nämlich das Mikrofonsignal für das "Direct Monitoring" erst nach den Audiofiltern abgegriffen. Das hat zwar den Vorteil, dass man sich selbst genau so hört, wie auch alle anderen im Voice Call oder Stream, bringt aber den Nachteil mit sich, dass jeder zusätzliche Filter oder Effekt die Bearbeitungszeit des Signals und damit die Latenz im Monitoring erhöht. Selbst komplett ohne Nachbearbeitung fiel mir bereits eine deutliche Zeitverzögerung auf. Spätestens mit Soundeffekten wie dem Stimmverzerrer war die Latenz so enorm groß, dass ich Probleme hatte zu sprechen, weil mich meine eigene Stimme über das Monitoring verwirrt hat.
Im Bezug auf die letzten beiden Punkte muss ich aber erwähnen, dass ich ein sehr gutes Gehör und auch sehr hohe Ansprüche auf Klangqualität habe. Wer das Rodecaster nur für Streaming oder Podcasts nutzt und nicht so empfindlich auf Latenzen im Monitoring reagiert, mag mit diesem Gerät durchaus glücklich werden. Für mich persönlich ist dieses Gerät jedoch absolut unbrauchbar. Da können die Features des Rodecasters noch so gut sein - wenn die essenziellen Grundfunktionen versagen, bringt das gesamte Gerät nichts.
Als Alternative zum Rodecaster habe ich mir dann das Focusrite Scarlett Solo und das Elgato Stream Deck+ bestellt. Im Gegensatz hierzu haben diese beiden Geräte in ihrem vollen Umfang absolut überzeugt. Mit dieser Lösung habe ich nicht nur über 100€ gespart, sondern auch deutlich mehr Funktionen.