Nachdem mir eine Fantom-X6 viele Jahre treue Dienste erwiesen hat und mir die Nachfolgemodelle entweder zu hochpreisig (Fantom-G, Fantom 6) oder zu eingeschränkt (FA-06) waren, habe ich bei der Fantom-06 (für meine Verhältnisse) unerwartet spontan zugeschlagen. Ich hätte eigentlich nicht mehr damit gerechnet, noch einmal eine Fantom mein Eigen zu nennen.
Ich glaube, dass ich zum Sound nicht viel sagen muss. Es ist alles dabei, was mein Herz begehrt. Und das in gewohnter Roland-Qualität. Tiefgehendes Potenzial zum Schrauben eigener Sounds hat die Fantom auch mehr als genug. Außerdem bietet Roland die altbewährten SRX-Expansions als kostenlose Downloads in der Roland Cloud an. Allerdings ist der Speicher für Expansions und eigene Multisamples mit 256 MB doch ziemlich begrenzt. Auch die vom Hersteller angegebene Polyphonie von 256 Stimmen ist eher als Idealwert zu verstehen, der in der Praxis wohl kaum zu erreichen ist.
Die größten Bedenken hatte ich (nicht zuletzt aufgrund des niedrigen Gewichtes) hinsichtlich Verarbeitung, Haptik und Klaviatur. Zum Glück gibt es auch hier nichts zu meckern. Die Tasten sind absolut eben und gleichmäßig angeordnet, sie arbeiten angenehm straff und vermitteln dadurch das Gefühl einer leichten Gewichtung. Die Taster und Pads haben einen gut wahrnehmbaren Druckpunkt, alle Fader, Potis und Encoder laufen gleichmäßig und geschmeidig. Last, but not least macht die kleine Fantom auch optisch richtig was her, man fasst UND schaut sie gerne an ;)
Das Display besitzt eine für seine Ausmaße sehr hohe Auflösung, ist gestochen scharf und erinnert an die Retina-Displays von Apple. Lediglich die Touchbedienung nervt in manchen Situationen, denn einige Bedienelemente sind schlichtweg zu klein, um sicher mit dem Finger "getroffen" zu werden. Außerdem fällt auf, dass die Touchempfindlichkeit und somit die "Trefferquote" am Displayrand anscheinend etwas abnimmt. Was vielleicht auch daran liegt, dass das Display in einer Vertiefung mit viel zu "steilen" Rändern sitzt. Auch habe ich noch keinen Stylus gefunden, der mit dem Display funktioniert. Da sich viele Touchscreen-Aktionen per Hardware-Buttons umgehen lassen, kann man sich an diese Eigenarten (hoffentlich) noch gewöhnen.
Die Anbindung an einen Computer bietet noch etwas Luft nach oben. Erstens: Das Plug-in zur DAW-Steuerung von Logic läuft auf M1-Macs noch nicht native. Zweitens: Die Fantom unterstützt im Class-Compliant-Betrieb nur MIDI. Das bedeutet: Wer MIDI und Audio per USB-Kabel übertragen will, muss auf seinem Rechner zwingend die Treiber von Roland installieren. Eine Audioübertragung vom/zum iPad per USB ist aufgrund dieser Einschränkung nicht möglich.
An meinem M1-Mac funktionieren die derzeitigen Treiber einwandfrei und mit angenehm niedriger Latenz. Allerdings habe ich mit der Treiberversorgung von Roland in der Vergangenheit schon mehrfach schlechte Erfahrungen gemacht. Selbst die kleine Roland MC-101 beherrscht Audio und MIDI mittlerweile ohne Treiber. Daher hoffe ich sehr, dass Roland das noch per Update nachliefert. Darauf wetten würde ich allerdings nicht ...
Zeit für ein kurzes Fazit:
Ich hoffe sehr, dass ich mich an die Eigenarten der Touchbedienung noch gewöhnen werde. Auch hoffe ich, dass Roland class-compliantes USB Audio irgendwann noch nachliefert. Hier und da vermisse ich Dinge, die bei der alten Fantom-X6 noch selbstverständlich waren, z. B. eigene Chord Sets auf die Pads legen oder das Erstellen von User Arpeggios. Andererseits wurde der Workflow, um direkt am Gerät komplette Songs zu erstellen, bei der neuen Fantom wesentlich vereinfacht.
Wie dem auch sei: Ich bin sehr froh, dass es endlich wieder eine bezahlbare Fantom gibt, die in puncto Wertigkeit und Ausstattung den Namen "Fantom" auch verdient.