Ich spiele diese Ramirez del Tiempo jetzt seit einigen Monaten und sehr intensiv, ausschließlich klassisches Repertoire. Und immer, wenn ich eine Weile meine (gar nicht so schlechte) Fichtendecke gespielt habe, will ich zurück zur Ramirez. Sie fordert einiges, aber dann macht sie mich glücklich.
Was ich sagen kann: Sie ist sehr sauber verarbeitet, der Hals hat ein angenehmes C Profil. Dass das Ebenholzgriffbrett eben gerade nicht "tiefschwarz" sondern ein bisschen gescheckt daherkommt, stört mich Null. Ist es doch gerade ein Zeichen dafür, dass Ramirez dieses rare Holz auch dann verwendet, wenn es nicht dem "Schönheitsideal" tiefschwarz-muss-es-sein entspricht. An der Härte ändert die Farbe nämlich nix.
Bünde sind sauber ohne Grate, die Mechaniken etwas schwergängig, mir ist das allerdings lieb so, weil es sauberes Stimmen (für mich) erleichtert. Beim Saitenwechsel nervt das allerdings.
Die Zeder hat ein warmes Timbre, die Decke ein beeindruckendes Sustain, die Höhen singen wirklich in einem großen Obertonreichtum, die Bässe sind für meinen Geschmack etwas schwammig, je nach Technik. Sie brauchen jedenfalls für ( Ton-)Trennschärfe einen klar akzentuierten Basssaiten-Anschlag.
Allerdings: Die Saitenlage ist vergleichsweise (mit meinen Gitarren) hoch, im 12. Bund (3,x) tauchen die Finger ganz tüchtig ein. Sie braucht also auch hier exakte Technik, um sauber zu klingen (andere sind da geduldiger).
Ich habe diverse Savarez und Hannabach-Saitensätze probiert und bin immer wieder zur Standard-/Auslieferungsbesaitung gekommen: Ramirez High tension 3rd Carbon. Die relariv dicken Saiten im Diskant passen zu dieser Gitarre mit einer Sattelbreite von 53 mm (also +1 zum Standard).
Also: Sie braucht ein kräftiges und genau arbeitendes Händchen, dann verschenkt sie einen Klang, ein Volumen, einen Obertonreichtum, der mich immer wieder glücklich macht, auch wenn das Spiel für die Greifhand anstrengender ist in Sachen Kraft und Genauigkeit. Wenn das jetzt nicht zu blabla ist: Es gibt Gitarren, denen ist es egal, was und wie man darauf spielt. Diese will es genau wissen, dann tut sie es auch richtig gut.
Noch eins: Die Eigenresonanz meiner Ramirez liegt auf A. Das ist allerdings gewöhnungsbedürftig für den Anschlag der offenen A-Saite, der kontrolliert werden muss, weil er sonst "durchschlägt"
(Der einen Stern Abzug im Sound, der fehlt wg. nicht überragender Trennschärfe im Bass)