Die von mir hier rezensierte Takamine GD20CE-NS ist eine klassische Dreadnought mit Cutaway. Matt lackiert, elfenbeinfarbenes Binding an den Korpuskanten und mittig über den Boden; ein dunkles Ovangkol-Griffbrett mit gut abgerundeten, nicht überstehenden Neusilber-Mediumbünden; kakaofarbenes, streifig gemasertes Mahagoni-Laminat für Korpusseiten und -boden, eine funktionelle, angesetzte, nach oben trapezförmige verjüngte Kopfplatte, was eine geradere Platzierung der Mechaniken zum Saitenverlauf ermöglicht. Die Mechaniken selbst sind geschlossene, verchromte DieCast-Tuner. Und last but not least natürlich die glatte, massive Zederndecke ohne Schlagschutz, die den Hauptanteil am Klang trägt.
Was mir persönlich als erstes auffiel, war das Gewicht und Gefühl des Korpus in der Hand und auf dem Schenkel. Der sich vergleichsweies leicht anmutende Korpus führt leider dazu, dass der Hals bei auf dem Oberschenkel ruhender Gitarre ohne Unterstützung durch die linke Hand prompt dem Ruf der Schwerkraft folgt. Dabei ist der angenehm samtmatte Hals der Takamine spürbar dünner als die meiner anderen Gitarren, was sich positiv auf die Bespielbarkeit auswirkt, und auch die Kopfplatte ist deutlich kleiner als beispielsweise die einer Epiphone.
Allerdings war mein Exemplar entweder schon in Benutzung oder aber der Fertiger hat es nicht für nötig gehalten, die Gitarre vor der Auslieferung zu reinigen. Die von mir entfernten Flecken, Schmutz- und Staubablagerungen belegten das für mich ausreichend. Somit also null Punkte für die Endkontrolle.
Erfreulich fand ich das Zettelchen der fürs finale Setup zuständigen Abteilung, das am Wirbelgriff der E-Saitenmechanik hing und Saitenhöhen am 1. & 12. Bund bescheinigte, die eigentlich ein perfektes Setup verhießen. Allerdings war der Hals im Lieferzustand so in Richtung der Saiten gekrümmt, dass diese zwischen fünftem und siebtem Bund auflagen, was besagten Setup-Pass dann doch irgendwie ad absurdum führte. Weiterhin war dies meine erste Gitarre, bei der die Saiten out of the box komplett entspannt waren. Insofern ist mir schon ein ein Rätsel, wie die Jungs hier irgendwas eingestellt bzw. geprüft haben wollen.
Den mitgelieferten langen Inbus-Schlüssel vom Schallloch her durch die deutlich größere Bohrung in den Innensechskant des Halsstabes einzufädeln ist tatsächlich Geduldsarbeit und braucht ausreichend Feingefühl - schließlich will man nichts kaputt machen, andererseits natürlich aber schon irgendwann den Hals in die gewünschte Form bringen. Nach gefühlten Ewigkeiten und einem gut aufgefüllten Fluchglas hatte ich dann endlich einen fast ideal geraden Hals mit einem Hauch konkaver Krümmung, der in der projizierten Verlängerung ca. 2 Millimeter über dem Steghalter lag und damit dann tatsächlich in allen Lagen eine unglaublich griffige Action ohne Schnarren erbrachte.
Interessant fand ich die technische Lösung für die Befestigung der Saiten im Steghalter, die sicher von der klassischen Gitarre inspiriert ist und das Gepfriemel mit Saitenpins überflüssig macht. Ebenso gefällt mir die Idee, den Steg zweizuteilen, was anscheinend der Intonation und Bundreinheit zugute kommt.
Der Tonabnehmer mit Stimmgerät funktioniert und bietet ausreichend Möglichkeiten für eine Sound- und Lautstärkeabstimmung vorm Mischpult, ist für mich allerdings eher nette Dreingabe gewesen.
Allerdings ist mein Gesamteindruck doch etwas gespalten. Gut, der Klang war genau so, wie ich das in den Klangproben hier und in diversen Youtube-Videos bereits vorhören konnte. Aber vor allem der Auslieferzustand war es, der mir sauer aufstieß. Liebe Thomänner, jeder Anfänger und selbst viele ambitionierte Laien wären echt frustriert, wenn sie so wie ich hier für vierhundertundneunzehn Euro ein praktisch unspielbares Instrument ausgepackt hätten! Dass sich das mit etwas handwerklichen Geschick und Wissen um die Schrauben, an denen gedreht werden muss, mit ausreichend Fingerspitzengefühl in einer Stunde selbst richten lässt, kann man doch für diesen Preis keinem Kunden zumuten! Das ist in etwa so, als würde man ein Auto kaufen und der Verkäufer sagt: Das steht gleich um die Ecke. Und dann entdeckt man dort ein schon leicht eingestaubtes Gefährt mit vier platten Reifen.
Da zeigt eure Hausmarke aus Korea schon recht deutlich, dass das mittlerweile auch im mittleren und unteren Preissektor keine Option mehr sein darf. Ja, ja, ich weiß schon: Hätte ich eigentlich reklamieren müssen. Aber wer weiß, ob der Ersatz nicht genauso oder noch schlimmer ausgesehen hätte. Und dieses von mir erworbene Exemplar hier greift sich nach dem Setup wirklich so leicht und klingt so fein, wie man es jedem Spieler nur wünschen kann. (Wobei ich allerdings Anfängern eher ein Instrument kleinerer Korpusgröße als gerade Dreadnought oder gar Jumbo empfehlen würde.)
Ich will nicht abstreiten, dass das Teil sich bereits nach dem ersten Grob-Setup tatsächlich wie ein Traum spielen ließ. Und auch vom Klang her ist diese Takamine eben genau das, wonach ich gesucht habe. Crisp, voll, rund, akzentuiert und trotzdem mit viel Wärme. Eben vom Klang her deutlich unterschiedlich zu traditionellen Fichten- oder Mahagonidecken. Von daher kann ich jedem Interessierten nur empfehlen, sich auch mal eine Klampfe mit Zederndecke anzuhören.