Die OBC112 sieht wie ein Brüllwürfel aus, und wiegt mit ihren knapp 12 kg auch etwa so viel wie etwas, was man im Einsteiger-Regal erwarten würde. Aber gebrüllt wird hier nicht, und das ist auch gut so. Der verbaute 12" LaVoce-Treiber kommt mit Neodymium-Magnet und ist vom Hersteller auf 700 W RMS freigegeben, Orange hat’s in Kombination mit dem akustischen Bassreflex-Design des Gehäuses auf 400 W ausgeschrieben, was viel Hubraum verspricht. Den die kleine Box auch auszunutzen vermag. Die OBC112 ist LAUT. Und bleibt dabei herrlich unaufgeregt entspannt. Da verzerrt nix, kein Gefurze oder Geröchel. Sondern stabiler, in Ermangelung eines Tweeters für manche vielleicht etwas dunkel wirkender, aber immer überzeugender Bass.
Die Dynamik, die dieser Lautsprecher hinbekommt, ist beeindruckend, ebenso die Belastbarkeit und vor allem der Wirkungsgrad. In Kombination mit einem potenten Amp überholt eine einzelne Box sowohl in Sachen Luftverdrängung als auch Lautstärke die meisten 2x10er und schliesst gefährlich nahe an traditionelle (Ferroferit-)4x10er auf – kommt durchs Gehäusedesign aber bei weniger Lautstärkeabfall tiefer runter. Fürs saubere Tiefton-Fundament ist ein gewisser Abstand zwischen Bassreflex-Öffnung und etwaiger Rückwand wichtig, so ca. 40-50cm sollten es schon sein.
Ja, 4x10er sind rechnerisch etwas lauter und verdrängen etwas mehr Luft – aber nicht so viel mehr, als dass es in der Realität einen markanten Unterschied ausmachen würde. Dazu bräuchte man mindestens eine moderne 610er oder alte 810. Und dann greift man im Gegenzug halt zu einer zweiten OBC112, und steht mit einem netten, kompakten Türmchen mit unter 25 kg auf der Bühne.
Neutral ist die OBC112 nicht – sie hat eine recht starke Betonung der tieferen Mitten, und ohne den besagten Tweeter wirkt sie in manchen Belangen etwas dumpf. Zumindest in meinem Einsatzbereich deckt sie im Zweiergespann allerdings alles, von cleanen Jazz-Experimenten bis verzerrtem Heavy-Cover-Rock, ab. Aber nun ja, Orange. Am wohlsten fühlt sich der Lautsprecher in einem eher rockigen Umfeld, besonders im Paar.
Die Verarbeitung passt, alles sitzt nahtlos, alle Schrauben sind korrekt angezogen, Fugen o.ä. sind nicht ersichtlich. Der Griff ist perfekt positioniert, persönlich ziehe ich es allerdings vor, die Dinger mit einer klappbaren Sackkarre herumzuziehen, statt in der Hand zu tragen. Verbesserungsmöglichkeiten? Ecken à la G-K wären mir lieber, damit man die Boxen problemlos auch hochkant stapeln kann – die OBC112 kommt mit vier Gummifüßen und rutscht ohne (also eben, z.B. zur Seite gedreht) gerne mal. Und zur Seite drehen möchte man die Dinger eigentlich, damit sie etwas höher an die Ohren kommen. Alternativ kann man aber auch gerne einen Bierkasten unterstellen. Die Stellfläche lädt dazu ein.
Kurz: Wer den Orange-Sound mag, kann hier praktisch bedenkenlos zugreifen. So oder so empfehle ich ein Anspielen der OBC112. Sie hat klanglich ihren eigenen Charakter und ist in der Hinsicht nicht wirklich mit anderen modernen 112ern vergleichbar, die oft eher »neutral« klingen wollen. Aber wenn der Sound passt, dann darf man sich über die kleinen Orange-Boxen freuen. Und der Rücken auch.