Nach einem sehr aufschlussreichen Telefonat mit Tobi aus der PA-Abteilung habe ich also ein Pärchen dieser neuen Aktiv-Boxen bestellt. Hauptsächlich als leichte Alternative für kleinere Duo- &Trio-Auftritte mit E-Piano, Backing-Tracks und Gesang oder klassische Monitoranwendungen.
Meine zur Verfügung stehenden Vergleichskandidaten für den ausführlichen Klangtest: RCF ART 310-A (Art.-Nr.:428209), Yamaha DXR10(472064 ), KS-Audio CPD 1M (251253)
Gesamteindruck:
Ein leichter und sehr günstiger Aktiv-Lautsprecher mit sehr gutem Klang, umfangreicher Ausstattung und solider Verarbeitung.
Features: für den Preis kann man nicht meckern.
2 Mono-Eingänge Line/Mic getrennt schalt- und regelbar, 1 Miniklinke Stereo-Eingang für Hintergrundmusik vom Handy oder über Bluetooth (Stereo mit zweiter Box), Boxenflansch, Monitorschräge, und lüfterlos! Somit hört man mit dem Ohr am Lautsprechergitter lediglich eine minimale Rauschkulisse, die absolut OK ist. Meine DXR10 hat zur Kühlung der Verstärkerelektronik kleine Lüfter, was z.B. in einer Kirche oder im Theater bei leisen Stellen schon auch unangenehm auffällt. Die 200W RMS bekommt man anscheinend auch passiv kühl genug. An der Ausstattung gibt es nicht wirklich etwas auszusetzen. Was will man also mehr?
Wenn ich mir etwas wünschen dürfte: Power Twist Stromversorgung und verriegelbare XLR-Eingänge. In der Hinsicht bin ich ein gebranntes Kind und baue mir meine Geräte nach Ablauf der Garantie auf Power Twist usw. um oder - wo das nicht möglich ist - verwende ich diese Kabel (Art. Nr.: 377043), damit nichts herausrutscht.
Zwei kleine Kritikpunkte an der Ausstattung habe ich: Ein eintreffendes Audiosignals wird über eine ziemlich hell blau leuchtende LED unten im Frontgitter angezeigt. Hätte man sich sparen sollen. Wenn kein Signal anliegt, ist die LED aus. Die sonst so schlicht gehaltene Box wird dadurch leider ein wenig aufdringlich. Das allein reicht aber noch nicht für einen Stern Abzug aus. Der Stereo-Aux-Eingang wird intern immer Mono zusammengemischt und auch über den Line-Out kann man lediglich das gemischte Monosignal weitergeben (deswegen und wegen der LED hier nur 4*). Mit zwei Boxen ist nur über Bluetooth echtes Stereo möglich, das funktioniert aber problemlos. Sehr löblich: Bei BT-Kopplung es gibt kein nerviges „Beep“.
Sound:
Exzellent! Klanglich ist die Syrincs-Box im besten Sinne nüchtern bei einem sehr leichten Bauchansatz um 100Hz (DSP auf „Music“/Standard). Drunter ist baubedingt nicht mehr viel los. Alles klingt sehr sauber und aufgeräumt, lediglich ein klein wenig mehr Wärme oder Fülle im Bereich um 250Hz könnte man bemängeln, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Allgemein ist die Box weniger spitz als die RCF und nicht ganz so aggressiv wie die Yamaha, die dazu aber (ebenfalls 10-Zöller) auch etwas mehr Tiefe zu bieten hat. Selbst im Vergleich zur KS schlägt sie sich nicht wirklich schlecht. In den Tiefen ist die KS natürlich allein schon wegen des Gegengewichts merklich präziser und löst in den Mitten und Höhen auch klarer und transparenter auf, aber die Syrincs kostet ja auch weniger als ein Zehntel(!) und schon allein deshalb verbietet sich eigentlich ein direkter Vergleich!
Es ist schon wirklich erstaunlich was man mit einem sauber eingestellten DSP und der anscheinend richtigen Wahl von klangentscheidenden Komponenten erreichen kann; und das für unter 200,-€!
Die DSP-Presets greifen musikalisch und dezent ins Klangbild ein. Am stärksten ist das bei der Einstellung „Vocal-Boost“ zu spüren, wo die Tiefen deutlich beschnitten und die Frequenzen für Sprachverständlichkeit leicht angehoben werden, aber selbst das würde ich noch nicht als aggressiv bezeichnen. Als Grundeinstellung für kleine Gigs oder wenn man zu faul ist ein separates Pult mitzunehmen, durchaus brauchbar. Die Leistung reicht bei kleiner Besetzung und akustischer Musik für 100-200 Personen locker aus, sobald Bass oder Drums dabei sind, kommt man logischerweise um einen Sub nicht drumherum. Meine KS kann sie auf keinen Fall toppen, die Yamaha hat noch mehr Pegelreserven, aber gegen die RCFs braucht sie sich wirklich nicht zu verstecken. Positiv hervorzuheben ist noch das Abstrahlverhalten von 60°x120°. Damit lässt sich auch ein recht breites Publikum mit einem Pärchen schön gleichmäßig beschallen. Natürlich wird dieser Vorteil durch etwas mehr Höhenverlust auf die Distanz erkauft, was aber weniger stark ausfällt als befürchtet. Da machen viele klassischen 90°x90°er früher schlapp.
Verarbeitung:
Auf den ersten Blick gibt es nicht wirklich etwas zu beanstanden. Das Kunststoffgehäuse scheint ausreichend stoßfest zu sein, am Griff stört auch nichts und alle Kanten sind sauber entgratet. Das Gitter macht ebenfalls einen sehr robusten Eindruck. Schön, dass die Anschlüsse und Regler nach innen gesetzt und damit gut geschützt sind. Auf einem Stativ lässt sich die Box mittels einer großen Schraube gegen unbeabsichtigtes Verdrehen feststellen. Ich würde aber empfehlen den Knebel nur so fest anzudrehen, dass die Box gerade fixiert ist. Ob das vermutlich eingepresste Messinggewinde eine Schwachstelle sein könnte, wird wohl die Zeit zeigen. Wenn ich darf, hätte ich mir noch kleine runde Gummieinsätze in den Kunststofffüßen gewünscht, auf glattem Boden rutscht die Box im Stand sehr leicht. Alles in Allem gibt es aber an der Verarbeitung nichts auszusetzen, was einen Stern Abzug rechtfertigen würde. Man muss sich auch immer den Preis vor Augen führen.
Fazit:
Richtig tolle Box, Punkt! Alle Kritikpunkte, die ich angebracht habe, sind z.T. persönliche Vorlieben (mit Ausnahme des Stereo-Eingangs) oder auch als Vorschläge für eine spätere MKII zu sehen, mit Sicherheit aber dem Preis geschuldet, der wirklich fair ist, für die gebotene Leistung. Der Lautsprecher klingt so erwachsen, dass er sich den Vergleich gegen Mitbewerber aus der 500€-Klasse verdient hat.
Mein Rat: Auf jeden Fall antesten, aber nur wenn man solche Boxen sucht, sonst besteht die Gefahr, dass man sie auch einfach kauft, weil man sie haben will… ;-)